Man schrieb das Jahr 2008, als sich Christian aus dem Sofa erhob, um sich nach Abschluss seines Studiums wie in Juniorenzeiten wieder vermehrt dem Laufsport zu widmen und die Schweizer Langstrecken-Laufszene aufzumischen. In einem schon damals beeindruckend gleichmässig gelaufenen Rennen – diese Fähigkeit hat er sich zum Glück erhalten – finishte er am Zürich Marathon in 2:39:50 Stunden. Dies war eine ordentliche Zeit, die aber unseres Wissens auch bei den Schweizer Gegnern zu keinen Panikattacken führte. Gut vier Jahre nach seinem ersten ambitioniert gelaufenen Marathon stellte Christian in Berlin seine aktuelle Bestzeit von 2:15:35 Stunden auf und nun darf er sich Finisher des WM-Marathons 2013 in Moskau nennen.
Das WM-Rennen beendete ckr in 2:21:17 mit einer Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:10:04. Angesichts der am Renntag herrschenden Verhältnisse ist diese Leistung insbesondere aus mentaler Sicht als meisterhaft einzustufen. Von den zahlreichen mitgereisten Fans hätte wirklich keiner den Platz von Christian oder Michi Ott an der Startlinie mit demjenigen hinter den Absperrgittern tauschen wollen. Die Temperaturen waren hoch, die Streckenführung langweilig, die Strecke nur von einer spärlichen Anzahl Zuschauern gesäumt und schon beim ersten Wendepunkt war klar, dass das Schweizer Duo ein einsames Rennen am Ende des Feldes laufen würde. Wie in anderen Medien schon hinlänglich berichtet, hat Chrigel das Beste aus der Situation gemacht und sich im Verlauf des Rennens rangmässig stetig verbessert und schliesslich auf dem 35. Rang gefinisht. GRATULATION!!!
Im übertragenen Sinn empfiehlt der Meinungsmacher einer grossen Zürcher Zeitung der Schweizer Leichtathletik in corpore und insbesondere der in Moskau vertretenen nationalen Spitze im Marathon, sich die Rückkehr auf das eingangs erwähnte Sofa zu überlegen (Bericht). Wir halten dagegen und wenden ein, dass es keinen Sinn macht, die Leistungen unserer Marathonläufer, die sich erst vor wenigen Jahren dazu entschlossen haben, temporär auf die Karte Sport zu setzen, mit denjenigen der absoluten Weltspitze zu vergleichen. In dieser exklusiven Gesellschaft laufen vor allem afrikanische Ausnahmetalente, welche sich meist seit Kindesbeinen an in einer gnadenlosen natürlichen Selektion gegen eine grosse Zahl ihrer Landsleute, von denen man in Europas grossen Stadien nie etwas hören wird, durchgesetzt haben. Hinzu kommen noch ein paar wenige westliche Läufer, welche mit einem kaum zu überbietenden finanziellen, personellen und wissenschaftlichen Aufwand behutsam an die Weltspitze herangeführt wurden, indes ohne diese bisher wirklich zu erreichen. In diesem Umfeld ist es aus unserer Sicht nicht falsch, dass sich Swiss Athletics darum bemüht, an den Europameisterschaften im nächsten Jahr ein perfekter Gastgeber zu sein, der mit einem möglichst grossen Team antreten wird. Im Gegensatz zum russischen Publikum, welches sich in Moskau nur zu Begeisterungsstürmen hinreissen liess, wenn russische Athleten gewannen oder Usain Bolt zu einem seiner Sturmläufe ansetzte, ist die Schweizer Fangemeinde in der Lage, die Leistungen von Athleten jeglicher Nation zu würdigen. Die Schweizer Leichtathletik, bzw. der Schweizer Sport im Allgemeinen hat schon immer von einer sehr überschaubaren Anzahl Ausnahmekönner gelebt, woran sich auf Grund der sozialen Strukturen in unserem Land und der damit verbundenen Möglichkeiten, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, in absehbarer Zeit auch nichts ändern dürfte.
Nach Abschluss der Erholungsphase nach dem WM-Marathon plant Christian seine Teilnahme am diesjährigen Post-Cup, über den wir berichten werden. Ein Bericht über die Fanclubreise nach Moskau mit einigen Fotoimpressionen ist ebenfalls in Arbeit.
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